19.12.2023, 14:55

Bhutan hat eine steile Entwicklung hinter sich. Im Dezember steigt das Himalaya-Königreich von einem der ärmsten Länder der Welt zu einem Land mittleren Einkommens auf. Österreich war an diesem Erfolg maßgeblich beteiligt. Als ausgewählter Entwicklungspartner unterstützte die Alpenrepublik Bhutan beim Ausbau der Wasserkraft, bei der Professionalisierung des Tourismus und beim Aufbau eines fairen, unabhängigen und effizienten Rechtssystems. Ein Rückblick auf über 30 Jahre Partnerschaft auf Augenhöhe – die WELTNACHRICHTEN berichten.

Wien, 19. Dezember 2023 – 1989 wählte Bhutan Österreich aufgrund seiner Expertise in der Forstwirtschaft, Energieversorgung und im Tourismus als offiziellen Entwicklungspartner aus. 34 Jahre später ist das Königreich im Himalaya nicht mehr auf Entwicklungszusammenarbeit im klassischen Sinne angewiesen – das Land, das in etwa halb so groß wie Österreich ist und rund ein Drittel der Einwohner*innen Wiens zählt, steigt von einem "least developed country", einem der ärmsten Länder der Welt, zu einem Land mittleren Einkommens auf. Österreich hat damit seine Aufgabe erfolgreich erfüllt und schließt als letzter EU-Mitgliedsstaat sein Büro in der bhutanischen Hauptstadt Thimphu.
 
Die vierte Ausgabe 2023 der WELTNACHRICHTEN, des Magazins der Austrian Development Agency (ADA), widmet sich diesem Thema und zeigt beispielhaft, was langjährige und verbindliche Zusammenarbeit, gepaart mit gegenseitigem Vertrauen, bewirken kann.
 
Österreich als verlässlicher Partner
"Bhutan ist gelungen, wonach viele Länder im Globalen Süden streben: Es hat die extreme Armut stark reduziert und in vielen anderen Bereichen sehr große Fortschritte gemacht. Zugleich kann sich Bhutan weiterhin als CO2-neutrales Land behaupten. Wir haben in den vergangenen 34 Jahren gemeinsam Beeindruckendes erreicht. Österreich wird auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für Bhutan bleiben", betont ADA-Geschäftsführer Friedrich Stift. Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 wickelte die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit den Großteil der österreichischen Unterstützung für das Königreich im Himalaya ab. Insgesamt unterstützte Österreich sein Partnerland im Zeitraum 1989–2022 mit über 98 Millionen Euro.
 
Messbare Erfolge
…in der Wasserkraft
Die Resultate der Partnerschaft sprechen für sich: So unterstützte Österreich Bhutan beim Bau von vier Laufwasserkraftwerken. Der Strom wird für den Eigenverbrauch verwendet und ans Nachbarland Indien geliefert – die Einnahmen fließen ins staatliche Gesundheitssystem und die öffentliche Schulbildung. Beides ist für Bhutans Bürger*innen kostenlos.
 
Gemäß dem Leitgedanken der österreichisch-bhutanischen Zusammenarbeit "Niemanden zurücklassen" wurden auch in den entlegensten Gebieten rund 2.800 Haushalte an das Stromnetz angeschlossen. Die Umwelt kam dabei nicht unter die Räder: Im Phobjikha-Tal, dem Winterquartier der seltenen Schwarzhalskraniche, hätten Freileitungen die Zugvögel gefährdet, die Kabel wurden daher unterirdisch verlegt – eine Neuheit in Bhutan.
 
…im Tourismus
Mit Know-how aus Österreich entstand die erste bhutanische Tourismusfachschule mit angeschlossenem Schulungshotel. Die Abschlussprüfungen des dort angebotenen zweijährigen Diplomkurses werden gemeinsam mit der Tourismusschule Klessheim abgenommen. 500 Schüler*innen schlossen bisher erfolgreich ihre Ausbildung ab, beachtliche 97 Prozent davon fanden in kürzester Zeit eine Anstellung.
 
…im Bereich Inklusion
Auch die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen stieg in Bhutan mit Unterstützung durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit merklich – etwa durch die barrierefreie Gestaltung von Gerichtshöfen, die Ausstattung von Schulen mit speziellem Lern-Equipment für sehbeeinträchtigte Schüler*innen, oder die finanzielle Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für Kinder mit Behinderungen einsetzen.
 
Demokratisierung: Österreich mit an Bord
2008 vollzog Bhutan den Übergang von einer absoluten zu einer konstitutionellen Monarchie. Die erste Verfassung wurde verabschiedet und darin Gewaltenteilung, die Trennung von Staat und Religion sowie ein Katalog von Grund- und Freiheitsrechten festgeschrieben.
 
Österreich begleitete Bhutans Demokratisierungsprozess seit 2009 im Bereich gute Regierungsführung und finanzierte unter anderem die Ausbildung von Richter*innen und den Bau von insgesamt sechs Bezirksgerichtshöfen. In Kürze wird mit Unterstützung aus Österreich Bhutans erstes forensisches Labor inklusive technischer Ausstattung und mit ausgebildetem Personal seine Arbeit aufnehmen.
 
Unter anderem im Heft zu lesen:
- Ugyen Tshomo, Leiterin der Nationalen Kommission für Frauen und Kinder, über die junge Gleichstellungspolitik des Himalaya-Königreichs und bisherige Veränderungen.
- In Bhutan hat das Glück der Bevölkerung oberste Priorität. Doch wie glücklich sind die Bhutaner*innen tatsächlich?
- Volker Türk, Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, blickt auf das Jubiläumsjahr 2023 zurück.

Die WELTNACHRICHTEN berichten vierteljährlich über entwicklungspolitische Themen. Herausgeberin ist die Austrian Development Agency. Alle Beiträge, Reportagen, Interviews und Geschichten sind auch online nachzulesen. Die WELTNACHRICHTEN sind kostenlos. Bestellungen unter oeza.info@ada.gv.at.

Austrian Development Agency
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen setzt die ADA Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von derzeit 670 Millionen Euro um .

Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 903 99-2410
katharina.schreiber@ada.gv.at